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07.03.2011

Musik inspiriert

Wenn Schule so schön ist wie ein Konzert, dann beginnt man auch gerne einen Tag früher mit dem "Unterricht". Das bewiesen sechs Schüler und vier Lehrer am 27. Februar, den letzten Tag der Semesterferien, als sie ins Brucknerhaus zur Sonntagsmatinee gingen. Wir hörten:
E. Grieg: Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16
A. Bruckner: Symphonie Nr. 4 Es-Dur WAB 104

 

Eine Schülerin ließ während Bruckners Vierte ihren Gedanken freien Lauf:

"Alle sitzen bequem (oder auch nicht ;-) ) am Boden und lauschen dem großartigen Werk Bruckners. Das Stück soll eine ganze Stunde dauern, doch mit Stift und Block ausgerüstet wird diese wie im Flug vergehen. Oder man sieht einfach dem Dirigenten bei seiner Tätigkeit zu. So lustig wie der sich bewegt kann einem gar nicht langweilig werden. Wozu ein Dirigent wohl gut ist? Vielleicht um Einsätze und Takt vorzugeben. Aber den beachtet doch keiner der Spieler, oder doch?

Wie Bruckner das mit laut und leise hingebracht hat, meisterhaft! Nur 4 Töne für 1 Thema- so mächtig! Es erinnert mich an Gott, der in die Weltgeschichte eingreift und an ihr etwas ändert. Oder als er gerade dabei ist die Sonne oder andere Sterne zu schaffen. Das ganze Werk, das ganze Konzert, kommt mir wie die Schöpfung vor. Ich kann es mir direkt vorstellen:

Gott greift ins Leere und zieht eine schwarz-braun-graue Masse hervor und bildet langsam eine Kugel nach der anderen, setzt sie dann feierlich zu Sternenbildern zusammen. Immer wieder sieht Er sich die einzelnen Planeten genau an und betrachtet die Krater, einer interessanter als der andere, oder die kochende Oberfläche der Sonnen. Dann kommt er zu unserer Erde und überzieht einen feurigen Kern Schale für Schale mit verschiedenen Schichten bis er zur äußersten kommt und diese mit Humus bedeckt. Das Wasser legt er als Decke vorsichtig darüber und setzt eine große Insel mitten in diese Wassermassen. Diese Insel wird durchzogen mit kleinen Rinnsalen und größeren Flüssen, kleinen Teichen und riesigen Seen. Plötzlich regt sich das Meer! Rote, blaue, silberne, weiße, grüne und auch gelbe Lebewesen bewegen die Wasser, die Gott Ozean nennt. Eigene Welten entstehen am Meeresboden. Große, friedliche Wale, Haie und Delfine, so lustig und freundlich zugleich. An Land tut sich auch etwas. Vieles sogar! Ganze Herden entspringen Gottes Hand und durchziehen das Land. Jeder sucht sich den geeigneten Platz. Die Elefanten trampeln und stampfen, dass ja jeder sie hört, während die Antilopen hüpfen. Die Kolibris nisten in Blüten. Singschwäne veranstalten einen Schreiwettbewerb, die Nachtigall trällert, der Uhu ruft, die Ente quakt, der Rabe kräht wie von Sinnen. Der ganze Planet ist von Lobpreis erfüllt. Alle wollen zeigen wie toll sie all dies finden. Um die Schöpfung perfekt werden zu lassen hebt Gott Erde hoch, formt eine Gestalt und bläst sie an, um ihr Leben zu geben. Der Mensch kann nicht fassen was er da sieht! Das ganze Werk scheint ihn zu beobachten. Alles ist ruhig um diesen historisch einmaligen Augenblick gebührig zu ehren. Doch das darauffolgende Getöse übertönt alles vorige. Jeder möchte dem einzigen Schöpfer zeigen, dass es tatsächlich gut ist, ja eben perfekt wie der Mensch ist. Alle sind fröhlich und glücklich über die Krone der Schöpfung, den Menschen. Dieser sieht seinen Schöpfer an und kann einfach nicht reden vor lauter überwältigender Gefühle. Mächtig, gewaltig ist die Stimmung! Da habt Er Seine Hand und plötzlich ist alles still. Gott spricht mit Stolz und großer Feierlichkeit: Es ist vollbracht, es ist gut, es ist perfekt! Wieder stimmen die Tiere und der Mensch, Adam, ein unbeschreibliches Freudenlied an, wie in einem Konzert, geordnet und mit Konzept. Sie wollen keinen Zweifel walten lassen, dass es ihnen absolut gefällt und sie begeistert sind. Gott soll sich ganz sicher sein dürfen. Jeder soll es wissen. Dieser größte Meister ist nun zutiefst gerührt und bedankt sich, während er sich Tränen aus dem Gesicht wischt, die ihm von diesem wunderbaren Konzert gekommen sind. Auch die Engel stimmen in den Lobpreis ein und singen: Heilig, gütig, mächtig, gut ist unser Vater, Herr, der, der uns gemacht hat, aus nichts. Stimmt mit ein ihr geschaffenen Wesen, ja ihr alle kommt und seht euren Herrscher und preist ihn, Amen!

So, genau so, stelle ich mir die Schöpfung vor, wie dieses einmalige Konzert. Genauso mächtig, wahnsinnig wundervoll und nahezu unbeschreiblich schön.

Alle die am Boden sitzen werden wohl ein wehes Hinterteil haben, so lange wie man schon da drauf sitzt. Zumindest meines fühlt sich an als hätte man es ordentlich versohlt. Doch so schlimm ist es schon nicht bei dieser Musik. Der ganze Boden vibriert von dem Finale.
Es war wirklich toll, wirklich! :-) Rosalinde Karadjov"

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