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04.05.2008

Reise in die Welt der Gehörlosen

Wie weiß ein Gehörloser, dass der Postbote vor der Türe steht und ihm ein Paket bringen möchte? Auf welche Art und Weise kann er sich am Morgen wecken lassen – den Wecker hört er ja nicht? Darf ein Gehörloser Auto fahren? Oder wie kann er einem Freund bekannt geben, dass er sich verspäten wird? Letzten Freitag bekamen wir Besuch von Julia von Juni die uns Einblick nehmen ließ in die Welt und das Leben gehörloser Menschen.

Viele Informationen wurden in eine liebe Geschichte über einen Hasen verpackt, die Julia von Juni als Schaulspielerin mehr vorspielte als erzählte. Olaf Hoppel, ein junger gehörloser Hase mit den längsten Hasenohren der Welt, kommt an eine Schule für Hörende. Anfangs ist er noch isoliert, doch allmählich erweckt er mit seiner Gebärdensprache das Interesse der anderen Hasen und so werden schließlich neue Freundschaften geknüpft, der Schulhasengeheimbund mit Geheimsprache gegründet und Beleidigungen und Vorurteile ausgeräumt.
Wertvolle Tipps zur Kommunikation mit Gehörlosen bekamen die Schüler in dieser Geschichte mit. Es bringt nichts laut zu schreien und erschwert einem Gehörlosen einen zu verstehen, wenn man mit Kaugummi spricht. Deutlich sprechen, Zettel schreiben, mit Händen und Füßen sprechen oder ein paar Gebärden lernen ermöglichen eine Verständigung. So übten wir uns gleich in der Gebärdensprache, im Fingeralphabet, im Lippenlesen. „Hallo Mama!“ „Du bist nett!“ „Ich muss aufs Klo!“ „Entschuldigung angenommen!“ „Mir geht es gut!“ und noch einige Gebärden mehr lernten die Schüler mit Begeisterung. Ein kleiner Smalltalk ist uns damit schon möglich, doch erkannten die Schüler wie komplex diese Sprache ist, bei der sie gleichzeitig den Text mitsprechen mussten, um ein Lippenlesen zu ermöglichen und bei der nicht nur die Gestik sondern auch die Mimik entscheidend ist.
Unsere Hochachtung für gehörlose Menschen stieg in dieser Unterrichtseinheit! 

„Die Gebärdensprache bedient sich anderer Ausdrucksmittel als die gesprochene Sprache. Während diese sich über den oral-akustischen Kommunikationskanal mitteilt, verwendet die Gebärdensprache manuelle und nichtmanuelle Ausdrucksmittel. In der Gebärdensprache werden Hände und Arme benutzt sowie Kopf, Oberkörper, Gesichtsausdruck, Mundbild und Blick. Wenn man sich Gebärdensprache vorstellt, denkt man gewöhnlich an die Hände. ..Erst später wurde klar, dass durch die nichtmanuellen Kanäle der Gebärdensprache nicht nur die Gefühle des Gebärdenden mitgeteilt werden können,.., sondern dass diese Kanäle auch für die Grammatik der Sprache selbst von zentraler Bedeutung sind.“ (aus: Einführung in die Gebärdensprache und ihre Erforschung, Penny Boyes Braem) 

Wer dadurch Lust auf mehr bekommen hat, dem sei das oben angeführte Buch sowie „Stumme Stimmen – Reise in die Welt der Gehörlosen“ von Oliver Sacks empfohlen.

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