Nach einer morgendlichen Andacht ging es mit zwei PKWs los. Eine Schulmama hatte sich bereit erklärt uns zu begleiten und zu chauffieren. Vorsorglich wurden für die lange Fahrt neue CD`s über die Lebensgeschichte von Komponisten gekauft um uns die Fahrtzeit zu versüßen. Auch das Jausnen, Plaudern und eine CD mit deren Hilfe wir ein paar Brocken Rumänisch lernten verkürzten uns die Reise und im Nu waren wir in Salzburg angekommen. Dort begann nun das endlose Suchen. Endlich nach vielem Herumkurven hatten wir den Platz entdeckt auf dem Ärzte ohne Grenzen ihr Flüchtlingslager aufgebaut hatte.
Wir wurden freundlich von einer Mitarbeiterin empfangen die uns durch die verschiedenen Stationen des Flüchtlingslagers begleitete. Sehr kindgerecht und anschaulich erklärte Tassy von Ärzte ohne Grenzen den Kindern die Lebenssituation in einem Flüchtlingslager: was die Flüchtlinge zu essen bekommen, wie die Toiletten aussehen, ab wann ein Kind als unterernährt gilt, wie das Wasser aufbereitet wird, wie die Menschen medizinisch versorgt werden,…Die Schüler durften das „Astronauten“-Essen und die Erdnusspastete kosten, probierten ob sie Wasserbehälter auf dem Kopf tragen konnten, stellten an sich selbst fest ob sie unterernährt sind und durften Alltagsgegenstände in die Hand nehmen die Flüchtlinge aus den verschiedensten Materialen bauen: aus Spraydosen Spielzeugautos, aus Konservendosen Aufbewahrungsbehälter, aus Reifen Sandalen. Mit dieser Ausstellung ist es Ärzte ohne Grenzen meisterhaft gelungen Schülern aus einem Wohlstandsland Einblick in ein Flüchtlingslager zu gewähren. Sie hat uns nachdenklich gemacht.
Die Mittagspause verbrachten wir in Hellbrunn. Die Wasserspiele lockten und weckten schon Tage zuvor Vorfreude und Neugierde! Ein Schüler beschrieb unseren Aufenthalt dort in folgenden Worten in einem Aufsatz:
„Nässe aus dem Nichts
Letzten Donnerstag waren wir, unsere Schule, bei den Wasserspielen in Salzburg. Die Führung übernahm eine nette Dame.
Als wir bei der ersten Station ankamen, wurde mir, sowie auch so mach anderem, mulmig zu Mute. Vor uns lag in einer kleinen Grotte eine riesige Stadt voller Männchen, die nicht größer als ein Dezimeter waren. Irgendwie ahnte ich, dass wir nass werden würden. Waren da nicht Löcher im Boden? Sahen die Kanonenrohre nicht verdächtig aus? Schnellen Schrittes ging die Frau, die uns den wunderschönen Park vorführte, zu einem Felsen. Sie sperrte langsam ein kleines Metallfenster in der Steinwand auf. In dem Kasten waren einige graue Hebel. Sie zog an einem Hebel. Plötzlich setzte sich die Mini-Stadt in Bewegung. Einige Männlein hämmerten auf einem Stück Eisen ein. Andere trugen einen Sack auf dem Rücken. Ein Mann ritt sogar auf einem Pferd durch die Stadt. Dann zog die Frau lächelnd noch so einen Hebel. Musik aus der kleinen Orgel ertönte. Es war so eine Art Kirchenmusik. Einige bezweifelten jetzt, dass es noch irgendwie spritzen könnte. Doch auf einmal kam von hinten Wasser. Aus dem Weg, in dem Löcher am Boden waren, kam ein dicker Strahl der Flüssigkeit. Alle, sogar die alten Leute, wurden nass. Es war furchtbar lustig, fast alle lachten.
Am Ausgang waren wir glücklich und zufrieden – unser Ziel nass zu werden hatten wir erreicht. Manchmal ist eine „Dusche“ auch nicht so schlecht.“
Nass und glücklich und vorausschauend mit Wechselgewand ausgerüstet traten wir dann die Heimreise an. Da das Evangelische Museum gleich an einer Autobahnausfahrt lag, nahmen wir es noch mit. Die freundliche Dame die uns durch das Museum führte nahm auch unsere Verspätung in Kauf und wartete auf unsere Ankunft. Müde und dennoch wissenshungrig wollten die Schüler auch dort noch so viel wie möglich aufnehmen. Da wir ja am Vormittag über Flüchtlinge gelernt hatten, erschütterte es uns noch mehr zu hören wie viel Gläubige zu Reformationszeiten ihr Zuhause verließen – um des Glaubens willen. Die Schüler durften in einem nachgebauten Wohnraum suchen wo Geheimprotestanten damals ihre Bibeln versteckten. Wir lernten über die Frankfurter Würfelspiele und saßen in einem ehemaligen evangelischen Klassenzimmer, was uns aus einer christlichen Schule besonders viel bedeutete. Der Tag wurde mit dieser Führung so richtig abgerundet.
Manche nutzten den Rest der Heimfahrt nun noch für ein kleines Nickerchen – zuhause musste ja dann viel erzählt werden.
Fotos von Elke Brunner